Semislick-Tests

Fahrdynamik von Reifen


Fangen wir mit etwas Theorie an. Nach wie vor, das ist bekannt, sind die Reifen die einzige direkte Verbindung zwischen Auto und Straße. Bezogen auf die Fahrdynamik sind sie damit sicherlich die wichtigste Komponente eines Fahrzeugs. Über kleine Flächen, Latsch genannt, müssen sie sowohl Längskräfte als auch Seitenkräfte übertragen:

  • Längskräfte wirken in Lauf- bzw. Umfangsrichtung und werden vom Antrieb beim Beschleunigen oder beim Bremsen verursacht.
  • Seitenkräfte wirken quer zur Fahrtrichtung und treten bei Kurvenfahrten auf. Diese Seitenkräfte sind die Kräfte, die das Auto auch bei schneller Kurvenfahrt auf der Straße halten.
Wenn wir die Theorie in die Praxis holen, bedeutet das vor allem: Die Reifen müssen den Grip bzw. die Haftung in Kurven herstellen und sicherstellen, dass das Auto vernünftig bremst.

(Straßen-)Reifen sind immer ein Kompromiss


Grip und Bremsverhalten - im Motorsport ganz wesentliche Kriterien, die über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Oder, etwas einfacher formuliert: Ob man auf einer Rennstrecke schnell oder langsam ist. Das Problem ist, dass ein Reifen, oder genauer: zumindest ein Straßenreifen immer ein Kompromiss ist. Er muss nicht nur bei trockenen Bedingungen funktionieren, sondern auch im Nassen, sowohl bei niedrigen als auch hohen Temperaturen.

Slicks und Semislicks


Reifen, die für den Motorsport-Einsatz entwickelt wurden, müssen weniger Kompromisse eingehen. Reine Rennsport-Reifen, die sogenannten Slicks, sind sehr kompromisslose Pneus, die einzig und allein dafür entwickelt wurden, um auf trockener Strecke schnell zu sein. Knapp formuliert sollen sie maximale Haftung bei minimaler Abnutzung bieten.

Die sogenannten Semislicks, wie der Name schon suggeriert "halb Slick, halb Straßenreifen", sind Reifen, die sowohl auf der Rennstrecke schnell sind, und auch noch - einigermaßen - auf der Straße bzw. im Nassen funktionieren.

Auf trockener Oberfläche sind Semislicks normalen UHP-Reifen fahrdynamisch in der Regel klar überlegen, werden von den meisten Reifenherstellern allerdings den "Ultra-High-Performance"-Reifen zugeordnet. Michelin etwa bezeichnet seinen Pilot Sport Cup 2 als UHP-Reifen, Goodyear spricht von seiner Eagle F1 SuperSport Serie von UUHP-Reifen, also von Ultra-Ultra-High-Performance-Reifen.

Semislicks auf nasser Straße?


Ein Blick auf das Profil eines handelsüblichen Semislicks reicht, um sagen zu können: Nein, Semislicks eignen sich nicht als Alltagsreifen, weil im normalen Straßenverkehr immer Nässe auftreten kann. Schließlich sind diese Sportreifen hauptsächlich für die Benutzung auf trockener Rennstrecke konzipiert: Das Profil von Semislicks verfügt naturgemäß über einen sehr hohen Positivanteil, um möglichst viel Grip aufzubauen. Bei trockener Strecke funktioniert das auch. Doch bei nassem Asphalt können die Reifen durch fehlende Rillen das Wasser nicht mehr vernünftig verdrängen, der Reifen kann nur noch sehr bedingt Kräfte übertragen: Bremsen und Kurvenfahrten werden dann kritisch. Mehr lesen.