Michelin Track Connect

Wer auf der Rennstrecke das Maximum aus seinen Reifen herausholen möchte, muss stets den Luftdruck und bestenfalls auch die Temperaturverteilung auf der Lauffläche immer im Auge haben. Und deshalb gleichen sich die Bilder bei Trackdays immer wieder: Wer nach seinem Stint reinkommt, checkt als erstes die Luftdrücke seiner Reifen. Viele Sportfahrer checken auch die Temperatur der Reifen. Und so lieb wir dieses Ritual auch gewonnen haben mögen, es geht auch einfacher – und mit spannenden Zusatzfeatures. Denn Michelin hat ein System entwickelt, das anspruchsvollen Sportfahrern und Trackday-Fahrern die „Arbeit“ erleichtern könnte.

Bild: Michelin

So funktioniert Michelin Track Connect

Die „Michelin Track Connect“ genannte digitale Anwendung sammelt in Echtzeit über die im Reifen integrierten Sensoren Temperatur- und Luftdruckdaten und zeigt sie dem Fahrer auf dessen Smartphone an. Das obligatorische händische Messen des Luftdrucks (und der Temperatur) vor und nach den Stints entfällt also – und genau genommen wird dem Fahrer sogar die Interpretation der Daten abgenommen. Denn die aufgezeichneten Daten werden mit bereits im Vorfeld eingegebenen Werten zu Rennstrecke, Straßen- und Witterungsverhältnissen kontinuierlich abgeglichen und signalisieren dem Fahrer bei Bedarf die Anpassung des Luftdrucks, um seine Performance noch weiter zu steigern: So kann der Fahrer weitere Informationen zum Fahrzeug abrufen, zum Beispiel zum Über- oder Untersteuerungsverhalten je nach Reifendruck an den Vorder- oder Hinterrädern. Auf diese Weise wird Michelin Track Connect zu einem „Renningenieur im Handschuhfach“. Je nach Erfahrung des Fahrers muss sich dieser nicht mehr (nur) auf sein Popometer verlassen und kann auf objektive Daten und die Tipps des Systems zurückgreifen. Alte Trackday-Hasen können die Daten nutzen, um den subjektiven Fahreindruck bestätigen – oder sich eines Besseren belehren – zu lassen.

Bild: Michelin

Die Sammlung präziser Daten gelingt laut Michelin mittels hochsensibler, im Reifen integrierter Sensoren. Die Michelin-Ingenieure haben sich dabei für eine völlig neue und entsprechend patentierte Sensorintegration entschieden. Anders als weitere am Markt erhältliche Systeme sind die Sensoren bei der Michelin-Lösung direkt in die Lauffläche und nicht am Ventil integriert. Die Platzierung direkt im Reifen ermögliche konstante und präzise Ergebnisse über die ganze Fahrtdauer, ist man bei Michelin überzeugt. Bei schnellen Runden auf der Rennstrecke strahlen die stark beanspruchten Bremsen schließlich eine enorme Wärme ab, was zu verfälschten Temperaturergebnissen bei der Messung am Ventil führen kann.

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Die Datenverarbeitung erfolgt schließlich in einem leistungsstarken Prozessor, der zusammen mit dem Empfänger in einer handlichen Blackbox untergebracht ist. Diese lässt sich dank der kompakten Bauweise mit wenigen Handgriffen im Handschuhfach oder einer Ablage im Fahrzeuginterieur unterbringen. Die Stromversorgung erfolgt über den Anschluss an den Zigarettenanzünder oder einen USB-Port.

Die in Echtzeit aufbereiteten Daten werden anschließend auf das Smartphone des Fahrers übertragen und übersichtlich über eine spezielle Michelin-App dargestellt. Die App soll laut Michelin-Angaben alle wichtigen Informationen übersichtlich zur Verfügung stellen.

So ist die Michelin Track Connect App aufgebaut

Die Oberfläche der Michelin Track Connect App gliedert sich in den zentralen Startbutton und vier Menüfelder:

  • Unter My Runs findet der Fahrer den Verlauf seiner vergangenen Fahrten einschließlich aller relevanten Informationen wie Dauer und Durchschnittsgeschwindigkeit. Die Fahrten sind nach Rennstrecken geordnet.
  • The Circuits listet alle wichtigen Details zu den vorab in der App hochgeladenen Rennstrecken auf. Darüber hinaus kann der Fahrer den ausgewählten Renncircuit als Zielpunkt für die Navigationsführung angeben.
  • My Fleet führt das oder die Fahrzeuge des Fahrers auf, die mit dem Pilot Sport Cup 2 ausgestattet sind. Weitere Fahrzeuge können jederzeit der Liste hinzugefügt werden.
  • My Profile umfasst alle persönlichen Daten zum Fahrerprofil und zur verwendeten Anwendungsversion. Darüber hinaus kann der Fahrer über den Menüpunkt direkt mit dem Michelin Team Kontakt aufnehmen.

Lieferumfang und Kosten

Das Michelin Track Connect Set beinhaltet vier Sensoren, die Blackbox (Empfänger-Prozessor-Einheit) und einen „rennstreckentauglichen“ Handyhalter. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 399 Euro. Michelin Track Connect steht erstmals für den Michelin Pilot Sport Cup 2 zur Verfügung, wird in den kommenden Monaten allerdings auch für weitere Michelin Reifen auf den Markt kommen.

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Das System kann ausschließlich bei Reifen verwendet werden, die Track-Connect-kompatibel sind. Diese verfügen in der Lauffläche über eine Mulde, in die der Sensor gesteckt wird. Danach müssen die Sensoren nur noch kalibriert werden, fertig ist das System. Die Sensoren können wiederverwendet werden, wie ein Michelin-Sprecher Michael Küster gegenüber Trackdaysport bestätigte.

Gemeinsame Entwicklung mit der Zielgruppe

Um ein auf die Wünsche und Ansprüche der Zielgruppe abgestimmtes System zu entwickeln, hat Michelin eng mit Fahrern und Fans zusammengearbeitet. Während einer neunmonatigen Entwicklungsphase haben die Franzosen intensiv die Anforderungen von Sportfahrern und Motorsportlern in Bezug auf Reifendruck und -temperatur bei sportlichen Runden analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass es an geeigneten Werkzeugen zur exakten Temperaturmessung und am Know-how mangelt, um den Reifendruck präzise auf die Bedingungen anzupassen und somit die optimale Performance zu erzielen.

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Auf Basis der zusammengetragenen Daten hat Michelin gemeinsam mit den Start-ups Openium und Exotic Systems im Technologiezentrum des Konzerns in Ladoux die Soft- und Hardware entwickelt. Die Anwendung wurde erstmals auf dem Michelin Testparcours erprobt und kam anschließend auf der Nürburgring-Nordschleife bei schnellen Runden zum Einsatz. Danach hat Michelin gemeinsam mit dem Porsche Club Auvergne (dem zweitgrößten Porsche Club Frankreichs) einen ausführlichen Feldversuch mit rund 50 Amateur-Rennfahrern gestartet. Die Clubmitglieder testeten die Anwendung ausführlich bei Trackdays von März bis Oktober 2017. Die Resultate von sechs Trackday-Tagen und des intensiven Feedbacks der Fahrer mündeten laut Michelin in 27 Updates und Verbesserungen, bevor Michelin Track Connect die Freigabe für die Marktreife erhielt.