Ein Blick auf das Profil eines handelsüblichen Semislicks reicht, um sagen zu können: Nein, Semislicks eignen sich nicht als Alltagsreifen, weil im normalen Straßenverkehr immer Nässe auftreten kann. Schließlich sind diese Sportreifen hauptsächlich für die Benutzung auf trockener Rennstrecke konzipiert.
Das Profil von Semislicks verfügt naturgemäß über einen sehr hohen Positivanteil, um möglichst viel Grip aufzubauen. Bei trockener Strecke funktioniert das auch. Doch bei nassem Asphalt können die Reifen durch fehlende Rillen das Wasser nicht mehr vernünftig verdrängen, der Reifen kann aufschwimmen und nur noch sehr bedingt Kräfte übertragen: Bremsen und Kurvenfahrten werden dann kritisch.
Besonders anschaulich zeigt ein Sommerreifen-Vergleichstest der Zeitschrift „sport auto“ dieses Dilemma (Ausgabe 4/2018, Testfahrzeug: BMW M2). Beim Bremsen aus 80 km/h auf null hängen gewöhnliche Sommer-, bzw. UHP-Reifen die Semislicks deutlich ab.
Den Semislicks im Test (Michelin Pilot Sport Cup 2, Toyo Proxes R888, Pirelli P Zero Trofeo R) fehlen rund 8 bis 13,5 Meter auf den Top-Wert. Auch in Sachen Seitenführung, also der Kraftübertragung bei Kurvenfahrt im Nassen, sind Semislicks komplett überfordert.
Gewöhnliche UHP-Reifen bauen im Nassen deutlich höhere Seitenführungskräfte auf. Bei der maximalen Querbeschleunigung in m/s² schneiden die drei Semislicks deutlich schlechter ab.
Auch auf dem Handlingkurs zeigt sich, dass die UHP-Reifen deutlich besser im Nassen funktionieren. Auf der 2,3 Kilometer langen Strecke sind die schnellsten UHP-Reifen, der Nankang Noble Sports NS-20 (Rundenzeit 1:42,99) und der Falken Azenis FK510 (1:46,98), deutlich schneller als die Semislicks: Der Toyo Proxes R 888 benötigt für die 2,3 Kilometer 2:00,34, der Pirelli P Zero Trofeo R 1:59,13. Der Michelin Pilot Sport Cup 2 ist mit einer Rundenzeit von 1:53,26 deutlich schneller als die anderen Semislicks – aber immer noch langsamer als alle UHP-Reifen.